Inspiriert von einer klugen Griechin, Kalomoira Estianidi, die auf einer Online-Plattform viele Fragen zu Philosophie beantwortet, habe ich auch ein Aha-Erlebnis erfahren. Es geht um die Vielseitigkeit von fast allen menschlichen Problemen. Die „Fridays for Future“-Bewegung hat uns alle auf die Zukunft der heutigen Jugend sensibilisiert. Wir, die Älteren, sollen der Jugend nicht ihre Zukunft „kaputtwirtschaften“. Sie brauchen den Planeten nicht weniger als wir selber. Aber ich, als der mehrmalige Großvater von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, sollte auch schon längst auf den Gedanken der Frau Estianidi gekommen sein, dass diese Medaille „der Zukunft der Jugend“ auch eine zweite Seite hat.
In ihrem Profil bei Quora-Plattform schreibt Frau Estianidi über sich selbst so: „Zwischenmenschliche Beziehungen sind meine Hauptprioritäten. Mich selbst und die anderen kennenzulernen ist ein ständiger Prozess, der mich zum Nachdenken anregt und den ich sehr schätze. … Mein wachsendes Anliegen ist es, unsere zukünftige Welt besser zu machen. Alle sagen: ‚Wir sollten unseren Kindern einen besseren Planeten hinterlassen‘, aber als Lehrerin sage ich ganz bescheiden: 'Lasst uns versuchen, unserem Planeten bessere Kinder zu hinterlassen!‘"
Genau um den letzten Satz geht es hier grundsätzlich. Nicht nur die Jugend braucht eine bessere (saubere, grüne, lebendige) Welt, sondern auch diese Welt, unser Planet, braucht eine bessere Jugend. Mit der besseren Jugend meine ich vor allem eine verantwortungsvolle, tatkräftige, aber auch gesunde Jugend. Die Corona-Pandemie hat das Problem des sich schnell verschlechternden Gesundheitszustandes der jungen Menschen sehr verdeutlicht. Das Problem selber ist aber schon viel älter als diese Pandemie. Es ist das Problem der Unfähigkeit der jungen Menschen die ihnen fehlenden zwischenmenschlichen Beziehungen mit irgendwelchen „virtuellen“ Aktivitäten zu ersetzen. Und die zwischenmenschlichen Beziehungen fehlen ihnen zunehmend, weil ihre Familien zunehmend zerfallen. 2020 zählte Deutschland 41,5 Millionen private Haushalte. Dabei nur 11,6 Millionen Familien mit Kindern. Merken wir uns diese Zahl: fast drei von vier Haushalten beherbergen überhaupt keine Kinder mehr. Und noch eine erschreckende Statistik. In 69% aller privaten Haushalten leben keine Menschen älter als 65 Jahre. Dafür aber in jedem vierten privaten Haushalt lebt eine/r über 65jähriger ganz alleine. Wo sollen bitte schön die restlichen Kinder, die unserer Gesellschaft noch bleiben, die zwischenmenschlichen Beziehungen zu der Generation ihrer Großeltern üben? Es ist klar, dass sie unter sich bleiben. Oder nur zu bleiben versuchen. Weil die „Likes“ ja keine realen Beziehungen ersetzen können.
Die natürlichen Strukturen unserer Familien zerfallen. Und wir alle schauen tatenlos zu, ja, sogar machen mit. Wir erlauben, dass die Schlafstörungen, Angstzustände, und sogar die Panikattacken der Kinder und den Jugendlichen mit Antidepressiva vertuscht werden sollen. Das riecht verdächtig kriminell. Antidepressiva der Kinder können doch die zerfallenden Strukturen der meisten deutschen Familien nicht heilen. Deswegen plädiere ich in meinem neusten Buch für eine neue Richtung zu einer Familiären Demokratie, die dringend einzuschlagen wäre. Informieren Sie sich und werden auch aktiv. Der demographische Zerfall ist viel schneller als der Klimawandel. Für die soziale Kälte gibt es keine „Erneuerbaren“.