Kein menschliches Kind wird jemals zu einem gesunden, erwachsenen Menschen werden können, ohne eine Gemeinschaft, in die es von Geburt an eingebettet wird. Erst die immer noch relativ junge Epigenetik hat uns belehrt, dass nicht die Gene alleine, sondern die soziale Umwelt, in der ein Kind aufwächst, den entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung dieses werdenden Menschen hat. Kein Kleinkind kann sich dem Einfluss seiner sozialen Gemeinschaft entziehen. Erst ein Jugendlicher kann anfangen zu realisieren, dass unter Umständen seine Umwelt schädlich für ihn sein kann, und kann anfangen gegen diesen Einfluss zu rebellieren.

Diesen philosophischen Übergang vom Individuum zum sozialen Wesen hat auch Philip Pettit in seinem neusten Interview (bei Barbara Bleisch; 3sat, die Sternstunde der Philosophie, vom 13. Februar 2022) betont. Trotzdem, auch er verfolgt immer noch eher der traditionellen (teilweise auf seiner Begeisterung für Albert Einstein basierenden) Überbewertung des logischen Denkens über die von mir bevorzugten Gefühle. Nach meiner Universalen Philosophie ist das Fühlen die höchste Stufe der geistigen Aktivitäten eines jeden Menschen. Auch seine soziale "Einbettung" basiert viel mehr auf Gefühlen (geliebt, anerkannt, willkommen zu sein) als auf einem logischen Kalkül, was sich für ihn lohnt, oder auch nicht lohnt.

Genau aus diesem Missverständnis der traditionellen Philosophie folgt auch die gewisse Ratlosigkeit von Philip Pettit, wenn es um einen konkreten Vorschlag geht, welche praktischen Strukturen eine wünschenswerte Demokratie aufbauen sollte, um dauerhaft die Freiheit aller Menschen gleichzeitig gewährleisten zu können. Und genau deswegen trägt mein neustes Buch ("Ich, Du, und Wir Alle") den Untertitel: "Woher kommen wir, und wie können wir eine Familiäre Demokratie aufbauen". Mein Vorschlag in dieser Hinsicht ist eine Struktur der demographischen Hierarchie der sozialen Gemeinschaften, die auf der natürlichen Zugehörigkeit eines jeden Menschen zu seiner Basis Familie und seiner Großfamilie aufbaut. Nur so eine natürliche "Einbettung" aller Menschen in ihre jeweils eigenen sozialen Gemeinschaften können jedem einzeln und allen gemeinsam das Gefühl der Freiheit im Sinne Philip's Pettit geben, also das Gefühl von keinem anderen Menschen (auch nicht von der eigenen Familie) beherrscht zu werden. Nur solche natürliche Hierarchie der menschlichen Gemeinschaften kann (wenn sie richtig funktioniert) jegliche Art von Beherrschung an allen ihren Stufen ausschließen. Häusliche Gewalt, Missbrauch von Kindern und Frauen in den eigenen Familien kann keine andere soziale Organisation besser ausschließen, als die entsprechende Großfamilie. Familiäre partizipative Demokratie ist in meinen Augen die beste Option für unsere langfristige Zukunft. Und für die Zukunft aller anderen Spezies, die noch nicht von uns ausgerottet sind.