Zitat aus dem Buch "Ich, Du, und Wir Alle" (S. 237)

Wie bekannt, die Welt steht niemals still. Wir sind ein Teil der Natur. Und die natürliche Evolution des Sonnensystems, der Erde, und des Lebens auf ihr ist noch nicht abgeschlossen. Sie läuft weiter, mit den gleichen Schritten der Kosmischen Hierarchie des Sonnensystems, wie in den letzten 7.1 Milliarden Jahren. Unsere erste Spezies der Gattung Homo sapiens Sapiens hat bis jetzt sechs Perioden der sogenannten „Großen Zivilisationen der Menschheit“ durchlebt und einige an Erfahrungen im Zusammenleben von Völkern und Nationen gesammelt. Eine der besten von dieser Erfahrungen, und wie wir hoffen, eine mit den besten Aussichten für das nächste Millennium, ist die Erfindung der Demokratie. Überlegen wir jetzt, wo diese Idee noch schwächelt, und wie man sie noch mehr zukunftsfähig (sprich evolutionsfähig) machen kann. Zu diesem Zweck stelle ich meine Vision einer praktischen Modifikation der Idee der Demokratie vor, die ich mir für uns und für die nachkommenden Generationen wünsche.

Im März 2020 hielt Prof. Rainer Mausfeld einen Vortrag in Deutsch-Amerikanischem Institut in Heidelberg zum Thema „Demokratie erneuern“. Ich zitiere hier einige seiner Gedanken, weil sie einen konstruktiven Beitrag zu unserem jetzigen Thema leisten. Er betonte, dass Macht eine Grundkategorie des sozialen Zusammenlebens bei Menschen ist. (P. J.: Ich erinnere hier aber daran, dass das erst in den letzten etwa 10000 Jahren stimmt; früher war die Macht, im Sinne von Gewaltausübung, noch kein Thema für die damaligen Menschen, weil sie wie im Paradies lebten.) Dann beschreibt Rainer Mausfeld die Grundidee der Demokratie: „… weil Demokratie genau aus dem Bemühen entstanden ist, Exzesse der Macht in den Griff zu kriegen.“ Danach überlegt er weiter: „Welche strukturellen Balken hat man in der Gesellschaft entwickelt, um Macht einzuhegen, um Macht in den Griff zu kriegen? Was der Mensch unbedingt will ist nicht eine große, sagen wir mal philosophische, Konzeption von Freiheit, sondern - negativ betrachtet - wir mögen keinen Zwang. Es gibt nichts schlimmeres für uns als Zwang, der uns auferlegt wird. Was wollen wir also? Wir wollen die Blutspuren der Geschichte vermeiden. Wir wollen verhindern, dass es wieder wird, wie damals, im Dreißigjährigen Krieg, im Zweiten Weltkrieg. Das nennt man Zivilisationsentwicklung. Wir wollen Lehren aus der Geschichte ziehen und sagen: diese Dinge wollen wir nicht mehr. Also fing man an, vor allem zur Zeit der Aufklärung, diese Dinge unter diesem Aspekt zu analysieren und fragte sich, was waren die tiefen Ursachen für die Blutspuren der Geschichte. Man stellte dann fest, dass es immer Machtexzesse waren. Die entstanden dadurch, dass sich eine Gruppe von Menschen als privilegierte (wie bei der Sklaverei, oder beim Kolonialismus), durch irgendwelche Kriterien als privilegierte gegenüber anderen deklarierte. Also das, was man als Chauvinismus, Nationalismus, Rassismus, Exzeptionalismus usw. bezeichnet. Es gibt immer eine Gruppe von Menschen, die behauptet von sich, dass sie ein größeres Recht auf Machtausübung hat und das Recht alle anderen zu unterdrücken.“

Ich finde, diese Gedanken formen tatsächlich den Kern unserer Angelegenheit der Neustrukturierung der Weltgemeinschaft. Dadurch wissen wir, was wir auf jeden Fall vermeiden müssen.