Unser Garfield ist tot. Nach 17,5 Jahren mit uns. Also, sein Körper ist nicht mehr da. Aber sein Geist ist wieder frei. Mal sehen, in welcher Gestalt er vielleicht zu uns wiederkehrt. Und wir, meine Frau und ich, sind auch wieder frei. Zum ersten Mal in unserer Ehe sind wir wieder frei, das Haus zu verlassen, ohne uns um die von uns abhängigen Lebewesen kümmern zu müssen. Da die erste Septemberwoche dieses Jahres einen wunderschönen Spätsommer in unsere Gegend gebracht hat, sind wir spontan ins Sauerland gefahren. Trotz der Corona-Jahre und trotz des Klimawandels ist es immer noch schön hier, ruhig und erholsam.

Wenn man alt ist, und es einem schlechter geht, neigt man dazu, die alten Floskeln ohne nachzudenken zu wiederholen. Zum Beispiel: "Das Altwerden ist dem lieben Gott bei seiner Schöpfung nicht gelungen". Aber wenn man noch einigermaßen gut funktioniert und an einem sonnigen Nachmittag mit einer Flasche Bier in der Hand im Garten sitzt und machen kann, was man will und mag, wirkt diese Floskel eher wie eine Beleidigung (der Natur, oder der Schöpfung) als wie eine Wahrheit.

Und was macht man dann an so einem Nachmittag? Wenn man so wie ich, schon früher einige Bücher und mehrere wissenschaftliche Veröffentlichungen zu den möglichen Antworten auf die wichtigsten Fragen der Menschheit verfasst hat, blickt man aus einer größeren Distanz auf die vergangenen und jetzigen Probleme der Welt, und fragt sich: "Wozu das Alles? Wen interessiert es noch heute oder morgen, was du tust, oder auch noch vorhast? Ein Teil meines Geistes sagt dazu: "Lass das! Genieß die Zeit und das Bier. Allein kannst du doch nichts ändern. Dann aber regt sich die zweite Hälfte meines Verstandes auf und protestiert. Fünfzig Jahre erfolgreicher Entwicklung einer neuen, wunderbar einheitlichen Wissenschaft müssten doch bald etwas Größeres bewirken, sich auf der ganzen Welt verbreiten, ein Umdenken anstoßen oder eine ganz neue Ausrichtung der Bildung aller Kinder und Jugendlichen auf der Welt einleiten.

Woran scheitert die bisherige Art der Wissensvermittlung weltweit? Ganz eindeutig nicht an den schlechten Schülern. Eher an den schlecht vorbereiteten Lehrern. Wodurch aber entsteht diese Situation, in der die Lehrer (im weltweiten Durchschnitt) auf ihren Beruf schlecht vorbereitet sind, ja in der letzten Zeit sogar einfach Angst haben, sich vor ihre Klasse zu stellen? Diese Ängste sind die Folge ihrer schlechten Ausbildung an den Universitäten und pädagogischen Hochschulen, in denen Professoren lehren, die sich selbst am längsten von allen Menschen außerhalb der Schulen befinden, die nicht imstande sind, die rasante technische Entwicklung bei der zwischenmenschlichen Kommunikation praktisch anzuwenden, und dadurch eben schlecht vorbereitete Lehrer "produzieren“.

Diesen Teufelskreis zu durchbrechen, schien auch mir lange Zeit unmöglich. Jetzt aber scheint es eine gute Lösung für dieses Problem zu geben. Der Streik der Hollywoodschauspieler hat mich auf diese Lösung gebracht. Die Schauspieler haben Angst, durch ihre Avatare ersetzt zu werden, und dadurch ihre Jobs zu verlieren. Ich teile diese Angst nur teilweise, weil ich der Meinung bin, dass die guten Schauspieler immer durch ihre individuelle Identität das Publikum begeistert haben, und als Avatare weiter begeistern werden. Man muss nur die Verträge auf das Herstellen der authentischen Avatare ausrichten und die KI im Kinobetrieb akzeptieren.

Das gleiche muss man (davon bin ich fest überzeugt) auch in der Schule der nahen Zukunft tun. Man muss den Lehrern eine entsprechende Software zur Verfügung stellen, die jedem Lehrer und jeder Lehrerin das Herstellen eines eigenen Avatars ermöglicht. Dabei denke ich an Avatare 2.0, die die originalen, menschlichen Lehrer nicht ersetzen, sondern sie bereichern (um das allgemein nützliche Wissen), ihre physischen Kräfte stärken (weil sie nie müde werden), und vor allem - niemals ohne Kontrolle durch ihre menschlichen Originale, selbständig agieren können. Solch eine KI-unterstützte Schule hat gleich mehrere Vorteile. Zum Ersten brauchen die Lehrer keine Angst mehr zu haben, ihren Beruf auszuüben. Physisch - weil sie nicht angreifbar sind. Aber noch wichtiger, psychisch - weil sie sich sicher sein können, keine Lücken im eigenen Wissen mehr zu entdecken; KI stellt jedem Lehrer das gesamte Wissen der Menschheit zur Verfügung. Zum Zweiten können sich die Schüler in kleineren oder größeren Gruppen zum Unterricht dort treffen, wo es ihnen am besten passt. Zum Dritten können sich die erwachsenen Betreuer solcher Gruppen auf die sozialen Aspekte der Ausbildung konzentrieren. Die dauerhaft maroden Schulgebäude kann man zu sportlich-kulturellen Anstalten umwandeln (oder die schlimmsten von ihnen ganz abreißen). Und zum Vierten können die individuellen Schwächen (sprachlicher oder motorischer Natur) einiger Schüler von der KI ganz individuell unterstützt werden.

Alle Kinder der Welt können in der KI-Schule unabhängig vom finanziellen Reichtum der Eltern, die gleichen Chancen bekommen, um gut ausgebildet in das Erwachsenenleben zu starten.