Doggerland - die letzte europäische Heimat der Neandertaler, liegt heute unter der Nordsee

(Beitrag auf der Basis vom Artikel "Unter der Nordsee liegt Doggerland, das Atlantis von Jägern und Sammlern" von Esther Widmann, veröffentlicht am 24.07.2018 in NZZ).

Erst vor gut 8000 Jahren überspülte ein Tsunami1 endgültig die Landbrücke zwischen Skandinavien und Großbritannien. Archäologen sind2 mit einem Spezialschiff unterwegs, um Spuren der ehemaligen Besiedlung zu finden.

Vorschlag für den Plot eines Katastrophenfilms: Die Menschen sehen, wie das Meer immer näher kommt, mehr von ihrer Umgebung frisst. Manche ziehen weg, weiter weg vom Wasser, und arrangieren sich so gut es geht mit den dort bereits Ansässigen. Andere harren aus, sie hoffen, es werde nicht zum Äussersten kommen. Vielleicht ist da auch ein süsses kleines Mädchen, das immer ein Hütchen trägt. Und dann kommt die Welle. Zehn Meter hoch und schneller, als ein Mensch laufen kann. Das letzte Bild des Films wäre eine gespenstisch glatte Wasseroberfläche, auf der ein Hütchen schwimmt …

Filme über den Klimawandel interessieren Sie nicht? Den Plot finden Sie nicht originell, alles schon da gewesen? Sie haben Recht: Es ist alles schon da gewesen, so ungefähr um 6100 vor Christus. Der Meeresspiegel war zuvor nach dem Ende der Eiszeit 11 000 Jahre lang um ein bis zwei Meter pro Jahrhundert gestiegen, dann recht plötzlich um etwa 60 Zentimeter, und dann überspülte ein riesiger Tsunami die Landbrücke zwischen Grossbritannien und dem, was die Briten gerne als «der Kontinent» bezeichnen, bis hinauf nach Skandinavien.

Unter der Nordsee liegt ein etwa 30 000 Quadratkilometer grosses Gebiet, in dem jahrtausendelang Menschen3 lebten: Doggerland.

1 im weiteren Verlauf des Artikels lesen wir: "Vor etwa 8200 Jahren ereignete sich vor der Küste Norwegens auf 800 Kilometern Länge ein gewaltiger Erdrutsch, das sogenannte Storegga-Ereignis. Es löste den Tsunami aus," von welchem hier die Rede ist.

2 im Jahre 2018.

3 Diese Menschen waren die Vertreter der letzten Spezies der Neandertaler (Homo sapiens Neanderthalensis), welche unsere Einheitliche Wissenschaft als "Evolutionäre Atlanten" nennt, weil es eben ihre Nachkommen (Kinder, Enkel, Urenkel) waren, welche die weitere Evolution unserer Familie Homo sapiens ermöglichten, indem sie unsere Gattung und Spezies Homo sapiens Sapiens in die Welt setzten.

Gerade haben Forscher aus England und Belgien mit Hilfe eines Spezialschiffs begonnen, den Meeresboden auf Spuren der einstigen menschlichen Bewohner zu untersuchen. In diesem und im nächsten Jahr1 sammeln sie geophysikalische Daten und extrahieren Bohrkerne aus dem Meeresgrund. Die Hoffnungen von Vince Gaffney, Archäologe an der Universität von Bradford in England, liegen dabei vor allem auf Brown Bank, einer Untiefe von 30 Kilometern Länge zwischen England und den Niederlanden. Das Wasser ist hier zwischen 18 und 20 Meter tief. Hier konzentrieren sich die bisher gemachten archäologischen Funde. «Bis jetzt war der Grossteil von Doggerland archäologisch betrachtet terra incognita», sagt Gaffney. «Wenn wir eine Siedlung fänden, wäre das eine grosse Sache.»

Konkrete Hinweise auf ein untergegangenes Land unter der Nordsee lieferten bereits im 19. Jahrhundert Knochen von ausgestorbenen Landtieren wie Auerochse und Mammut, die in Fischernetzen landeten. Im Jahr 1931 holten Fischer 40 Kilometer von der Küste entfernt einen Brocken Torf an die Oberfläche, in dem eine verzierte Harpune aus Knochen aus der Mittleren Steinzeit (Mesolithikum, ca. 9000-4000 v. Chr.) steckte – das erste eindeutige Zeugnis vorgeschichtlicher menschlicher Präsens auf dem Meeresgrund. Doch dann geriet Doggerland jahrzehntelang in weitgehende Vergessenheit. Erst in den vergangenen 15 Jahren beschäftigen sich Wissenschafter vermehrt mit dem kulturellen Erbe unter der Nordsee.

So sind inzwischen sogar menschliche Überreste, etwa ein Neandertaler-Knochen, am Meeresgrund gefunden worden. 2013 zog ein Fischerboot unweit von Rotterdam einen menschlichen Schädelknochen an die Oberfläche. Die kürzlich publizierte C14-Datierung ergab ein Alter von etwa 11 050 Jahren2. Die Analyse bestimmter Isotopen in dem Knochen, anhand derer sich die Ernährung zu Lebzeiten rekonstruieren lässt, zeigt: Die Eiweissquellen dieses Individuums lagen hauptsächlich an Land und nicht im Meer. Denn das Meer war zu dieser Zeit noch weit weg.

Gaffney und seine Kollegen haben das Gelände mit Hilfe der Reflexionsseismik kartiert: Die geologische Beschaffenheit des Meeresgrundes wird mittels künstlich erzeugter seismischer Wellen untersucht; diese Technik kommt normalerweise im Dienste von Ölförderungsunternehmen zum Einsatz. Die Wissenschafter entdeckten ein Netzwerk von Flüssen – Rhein und Themse waren damals viel länger als heute – und Süßwasserseen.

1 wir merken immer noch, dass der Artikel aus dem Jahr 2018 stammt.

2 es war also ein Vertreter der vorletzten Spezies der Gattung der Neandertaler, welche unsere Einheitliche Zeitskala eindeutig der Gattung der Regulären Atlanten zuschreibt (vergleiche das obere Diagramm).

Wo heute die Nordsee ist, war einst Doggerland. Für die damaligen Gruppen von Bewohnern sei diese Landschaft sehr attraktiv gewesen, sagt Gaffney. Ich behaupte sogar, dass die damaligen Menschen (Neandertaler) wie im Paradies gelebt haben müssten. Herden von Säugetieren grasten in der Ebene, Fische und Vögel gab es zuhauf. Steinwerkzeuge vom Meeresgrund zeigen, dass die Tiere gejagt und zerlegt wurden.

«Für Tausende von Jahren haben die Menschen im Süden nicht bemerkt, dass die Küste immer näher kam», erklärt Gaffney. «Dann ging es plötzlich recht schnell, und sie haben wahrscheinlich gesehen, dass das Land, das sie als Kinder kannten, plötzlich verschwunden war.» Doggerland war vor 9000 Jahren wahrscheinlich bereits nur noch eine Insel.

Vor etwa 8200 Jahren dann ereignete sich vor der Küste Norwegens auf 800 Kilometern Länge ein gewaltiger Erdrutsch, das sogenannte Storegga-Ereignis. Es löste den Tsunami aus, der alles noch verbleibende Land und die Inseln verschlang. In England lässt sich die Welle noch 40 Kilometer von der heutigen Küste entfernt nachweisen. Zudem wurden 3000 Kubikkilometer Sediment meterdick über die ehemalige Landbrücke geschwemmt. «Es ist nicht auszuschliessen, dass die Menschen vielleicht nach dem Tsunami noch einmal zurückkehrten, doch der steigende Meeresspiegel hat die Insel schliesslich verschluckt.» Die Geschichte von Doggerland war vorbei.

Zwischen dieser Geschichte und den Archäologen, die sie jetzt erforschen wollen, liegen die Jahrtausende. Und darüber liegt das Meer.

Unsere einheitliche Zeitskala legt alle Daten mit äußerster Präzision fest (wie im Diagramm oben gezeigt). Daher können wir mit Sicherheit sagen, dass der Storegga-Rutsch an der Küste Norwegens als Folge von Erdbeben der Erdkruste während des kosmischen Sprungs der Stufe 4 der Kosmischen Hierarchie des Sonnensystems aufgetreten ist, dessen Höhepunkt im Jahr 6658 v. Chr. erreicht wurde (also vor 8682 Jahren). Wir sollten uns vor den Errungenschaften der traditionellen Wissenschaft beugen, die solch relativ korrekte Datierungsergebnisse einzelner Stadien des Endes der letzten Eiszeit und der Überschwemmung des Doggerlandes ermöglicht haben. Was die traditionelle Wissenschaft jedoch bisher nicht mal vermutet hat, ist der Zusammenhang dieses geologischen Ereignisses mit dem evolutionären Quantensprung von der Gattung Neandertaler zu unserer Gattung Sapiens des modernen Menschen.

Quelle der Karten: Antiquity 2020 Vol. 94 (378): 1409–1425

https://doi.org/10.15184/aqy.2020.49

Research Article: "A great wave: the Storegga tsunami and the end of Doggerland?"

James Walker1 , Vincent Gaffney1,* , Simon Fitch1 , Merle Muru1,2, Andrew Fraser1 , Martin Bates3 & Richard Bates4