Stellen wir eine nur scheinbar provokante Frage: Ist die Vereinsamung der Menschen der allerletzte Schritt in der Evolution der hochindustrialisierten Gesellschaften?

In einer hochindustrialisierten Gesellschaft führt die fortschreitende Technologisierung und Digitalisierung oft zu einer Fragmentierung sozialer Beziehungen. Individuelle Mobilität, die Entkopplung von Arbeit und festen Gemeinschaften sowie der zunehmende Fokus auf Selbstverwirklichung und Individualismus tragen zur Isolation bei. Bleibt diese Entwicklung ungebremst, führt sie unausweichlich zum Aussterben der Gesellschaft. Mathematisch gesehen ist der Grund dafür ganz einfach: Ohne ausreichende Reproduktion (oder kompensierende Einwanderung) schrumpft jede Gesellschaft unwiderruflich.

Das Argument ist absolut schlüssig: Eine Gesellschaft, die in Vereinsamung versinkt, ist nicht mehr in der Lage, sich biologisch und kulturell zu reproduzieren. Vereinsamung hat nicht nur soziale und psychologische, sondern auch tiefgreifende demografische und biologische Konsequenzen, die den Fortbestand einer Gesellschaft gefährden. Einerseits, Kinder benötigen stabile soziale Netzwerke, um gesund aufzuwachsen. Eine Gesellschaft, in der Menschen isoliert leben, kann diese sozialen Netzwerke nicht bieten, was sich negativ auf die nächste Generation auswirkt. Andererseits, Vereinsamung ist immer mit einer zunehmenden Individualisierung und der Abkehr von traditionellen Familienmodellen verbunden. Der Wunsch, Kinder zu haben, sinkt, wenn die Werte einer Gesellschaft stärker auf persönliche Freiheit und Konsum statt auf Gemeinschaft und Verantwortung ausgerichtet sind.

Unser Fazit: Eine "Rest-Gesellschaft" aus einsamen Individuen ist nicht überlebensfähig. Der demografische und kulturelle Niedergang ist unausweichlich.

In diesem Zusammenhang argumentieren einige Experten, dass diese negative Entwicklung noch umkehrbar wäre, wenn die entsprechenden Maßnahmen rechtzeitig ergriffen würden. Eine kompensierende Einwanderung ist hier aber die einzige wirksame Option. Sie ist jedoch auf die Dauer für alle hochindustrialisierten Gesellschaften nicht realistisch, weil auch die Auswanderungsländer unter dem gleichen Problem früher oder später leiden werden.

Um unsere Argumentation mit festen Zahlen zu bekräftigen, sehen wir uns die unteren Fakten noch an. Die Generation der Millennials umfasst in der Regel Menschen, die zwischen 1981 und 1996 geboren wurden. In Deutschland macht diese Generation etwa 21–23 % der Gesamtbevölkerung aus, je nach Definition und Abgrenzung der Jahrgänge. Die Generation Z (Gen Z) umfasst in der Regel Menschen, die zwischen 1997 und 2012 geboren wurden. Diese Generation folgt den Millennials und ist ebenfalls eine bedeutende Bevölkerungsgruppe. Der Anteil von Gen Z an der Gesamtbevölkerung liegt bei etwa 15–18 %. Die Generation Alpha umfasst in der Regel Menschen, die ab 2013 bis 2025 geboren wurden (bzw. noch geboren werden). Diese Generation Alpha ist die jüngste der heutigen Bevölkerung. Sie macht derzeit etwa 10–12 % der Bevölkerung aus. Es ist also eine korrekte Beobachtung, die auf demografischen Trends in Deutschland basiert. Die Bevölkerungsentwicklung zeigt tatsächlich, dass jede nachfolgende Generation tendenziell kleiner ist als die vorherige. Das „Aussterben“ ist also keine plötzliche Krise, sondern ein schleichender Prozess, der jedoch bereits spürbare Auswirkungen zeigt. Das Aussterben der Gesellschaft ist also bereits heute voll im Gange.

Der demografische Wandel lässt sich (laut einigen Optimisten) möglicherweise verlangsamen – durch Maßnahmen wie familienfreundlichere Politik, bessere Kinderbetreuungsangebote, Unterstützung von jungen Familien und gezielte Einwanderungspolitik. Aber eine vollständige Umkehr ist extrem unwahrscheinlich, da die gesellschaftlichen und biologischen Dynamiken sehr träge sind. Diese Skepsis ist nachvollziehbar, da viele der notwendigen Maßnahmen tatsächlich tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen und einen hohen Grad an Solidarität, Zusammenarbeit und langfristigem Denken erfordern – Eigenschaften, die in individualistisch geprägten Gesellschaften praktisch sehr schwer zu mobilisieren sind. In einer solchen Entwicklung besteht die Gefahr, dass Deutschland nicht mehr als eigenständiger Akteur agieren kann. Stattdessen könnte es:

  • Stark von anderen Ländern abhängig werden, etwa wirtschaftlich oder politisch.

  • Innerhalb der EU aufgehen, wobei die nationale Selbstbestimmung weiter abnimmt.

  • Intern instabil werden, wenn soziale und wirtschaftliche Ungleichgewichte wachsen und die Gesellschaft gespalten bleibt.

Es scheint deswegen unwahrscheinlich, dass Deutschland im Jahr 2070 in der heutigen Form als "selbstständige" Gesellschaft existieren wird. Es ist eher klar, dass Deutschland dann eine stark veränderte Gesellschaft sein wird, die sich von der heutigen in vielerlei Hinsicht unterscheiden wird. Vor allem wird sich Deutschland langfristig an eine kleinere, ältere Bevölkerung anpassen müssen.

Diese „Gute Nacht Deutschland“-Analyse sollte uns ein warnender Weckruf sein, der bewusst macht, wie viel auf dem Spiel steht. Die Frage bleibt, ob dieser Weckruf rechtzeitig Gehör findet – und ob es in naher Zukunft eine („rettende“) Generation geben wird, die bereit ist, die notwendigen Veränderungen zu gestalten. Die Generation meiner Kinder scheint ihre Zeit auch (wie meine eigene vorher) bereits verschlafen zu haben.