Zitat aus dem Buch "Ich, Du, und Wir Alle" (S. 166-167)
Wir Menschen waren schon immer ziemlich egozentrisch, auch in unserer Weltanschauung. Seitdem wir erkannt haben (erst um die Mitte des 20. Jahrhunderts), dass unsere Sonne (mit ihrem Planetensystem) ein Mitglied einer (mutmaßlichen) Milchstraßengalaxie sein könnte, haben wir natürlich sofort arrogant angenommen - ohne dazu wirklich Beweise zu haben - dass diese Galaxie die größte und schönste von allen sein müsste. Die wirklich wunderschöne Andromeda-Galaxie, die „nur“ etwa 2 Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist (siehe das Photo in diesem Artikel), wurde nur als unsere Schwestergalaxie zugelassen.
Die Schönheit dieser Schwester wurde dann logischerweise auf unsere eigene Galaxie quasi amtlich übertragen. Aus der gleichen Arroganz, wurde auch die Große Magellansche Wolke nicht als eine eigenständige Galaxie eingestuft, sondern als das, was man mit bloßem Auge sehen kann, eine relativ kleine kosmische Wolke, die man nur am südlichen Himmel sehen kann. Die meisten europäischen Astronomen haben von ihrer Existenz lange Zeit überhaupt nicht gewusst. Glücklicherweise hat uns die Natur selbst geholfen, indem sie 1986 fast im Zentrum dieser Wolke eine Supernova explodieren ließ. Dadurch hat man die einmalige Möglichkeit bekommen, die genaue Entfernung zu der Magellanschen Wolke zu bestimmen. Diese beobachtete Entfernung ist mit der unseren (theoretisch zum Zentrum der Wolke reichenden) fast identisch, etwas über 164 Tausend Lichtjahre (vergleiche die Stufe 5 der Tabelle).
Unsere Entfernung zu der „Orion-Wolke“, der traditionell vielleicht am meisten beobachteten Geburtsstube für junge Sterne, ist seit Jahrzehnten gut bekannt. Sie beträgt etwa 1100 Lichtjahre, was mit unserer theoretischen Entfernung zur Mitte des Orion Komplexes (die Stufe 3) auch (fast) identisch ist. Damit könnte jedes Schulkind auch unsere Entfernung zum Zentrum der noch in dieser „traditionellen Leiter“ fehlenden Stufe 4 berechnen. Die Abstufung jeder nächsten Stufe ist immer die gleiche und beträgt für die Entfernungen 12.1428 (siehe die Bemerkungen zur Tabelle). So weit, so gut. Warum hat jedoch nicht nur kein Schulkind, sondern auch kein Universitätsprofessor diese allgemein bekannten Zahlen benutzt, um die fehlende Entfernung von 13578.3 Lichtjahren zur Mitte der „hypothetischen Milchstraße“ zu berechnen? Nur eine Antwort kommt mir in den Sinn. Es ist nicht geschehen, weil traditionell gesehen diese Zahl nicht geben darf. Sie passt nicht zu unserer arroganten Weltanschauung. Unsere eigene Galaxie kann doch nicht so klein sein. Mit den „lächerlichen“ dreizehn und halb Tausend Lichtjahren wäre sie viel zu klein, um alle die sichtbaren Sterne, die wir als die „eigenen“ deklariert haben, einzuschließen. Da lieber schon keine Theorie, als eine solche, die uns unsere schöne, riesige Galaxie weg rechnen möchte.