UP30. Retten wir unsere Menschlichkeit

(Im Andenken an die vielen, auf keinen Fall namenlosen, Gestorbenen des Zweiten Weltkrieges; basierend auf dem Buch von Timothy Snyder: „Bloodlands; Europa zwischen Hitler und Stalin“; dtv; 6. Auflage; 2022).

Am 15. Oktober 2023 fanden in Polen sehr wichtige Wahlen statt, die eine Rekordfrequenz von etwa 75% mobilisierten. Die erhoffte Neugeburt der polnischen Demokratie steht uns noch bevor. Bei der Analyse der verschiedenen Statistiken zu der Wahlfrequenz stieß mir jedoch eine bisher unerklärliche Sonderheit ins Auge. Die meisten Erwachsenen (über 60jährigen) männlichen Dorfbewohner in Ostteil Polens wählten fast ausnahmslos die katastrophal regierende Partei der letzten acht Jahren. Den Grund dafür könnte ich nicht verstehen, bis ich das Buch von Timothy Snyder gelesen habe. Jetzt glaube ich zu verstehen: Diese Menschen bilden die letzte, noch relativ geschlossene Gruppe der polnischen Überlebenden der Bloodlands. Für diese Menschen ist der Instinkt des minimalen Risikos im Leben immer noch wichtiger als jede Vision einer besseren Zukunft. Wie es zu dieser Situation kommen könnte? Um das zu verstehen, muss man mindestens die letzten Abschnitte des Buches von Snyder lesen. Auf der Seite 410 lesen wir, zum Beispiel:

„Jeder der 681 692 in Stalins Großem Terror erschossenen Menschen hatte eine unterschiedliche Lebensgeschichte: die zwei am Schluss könnten Maria Juriewicz und ihr Ehemann Stanislaw Wyganowski sein. Jeder der 1940 vom NKWD erschossenen 21892 polnischen Kriegsgefangenen stand in der Mitte des Lebens. Die zwei am Schluss könnten Dobieslaw Jakubowicz sein, der Vater, der von seiner Tochter träumte, und Adam Solski, der Ehemann, der an dem Tag, als ihn eine Kugel ins Genick traf, von seinem Ehering schrieb.
Das NS- und das Sowjetregime machten Menschen zu Zahlen, von denen wir manche nur schätzen, andere recht präzise rekonstruieren können. Es ist unsere Aufgabe als Wissenschaftler, diese Zahlen zu suchen und in den richtigen Zusammenhang zu stellen. Es ist unsere Aufgabe als Humanisten, diese Zahlen wieder zu Menschen zu machen. Wenn uns das nicht gelingt, haben Hitler und Stalin nicht nur unsere Welt, sondern auch unsere Menschlichkeit geprägt.“

Zu dem historischen Hintergrund des Buches zitiere ich noch die Snyders Definition der Bloodlands (S. 395).

„Dennoch waren die Folgen der mehrfachen und ununterbrochenen Besatzung am dramatischsten in den Gebieten, die Hitler im Geheimprotokoll des Nichtangriffspakts von 1939 Stalin zugestand, ihm dann in den ersten Tagen der Invasion 1941 wieder abnahm und 1944 wieder an ihn verlor. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren diese Gebiete das unabhängige Estland, Lettland, Litauen und der Ostteil Polens. Obwohl diese Staaten von autoritären Nationalisten regiert wurden und der populäre Nationalismus zweifellos im Aufwind war, betrug die Zahl der vom Staat oder bei Unruhen getöteten Menschen in den dreißiger Jahren nur wenige Tausend in all diesen Länder zusammen. Unter der Sowjetherrschaft 1939 bis 1941 wurden Hunderttausende von Menschen aus dieser Zone nach Kasachstan und Sibirien deportiert und Zehntausende erschossen. Die Region war die Hauptheimat der europäischen Juden, und als Deutschland 1941 die gerade vergrößerte Sowjetunion angriff, saßen sie in der Falle. Fast alle in dieser Region lebenden Juden wurden ermordet. Hier führten auch ukrainische Partisanen 1941 eine ethnische Säuberung gegen Polen durch, bevor sowjetische Truppen ab 1944 Ukrainer und Polen vertrieben.
Diese Zone östlich der Molotow-Ribbentrop-Linie war der Ort, wo der Holocaust begann und wo die Sowjets ihr Territorium zweimal nach Westen ausdehnten. In diesem besonderen Landstreifen innerhalb der Bloodlands fanden die meisten NKWD-Verfolgungen der vierziger Jahre, über ein Viertel der deutschen Massenmorde an Juden sowie große ethnische Säuberungen statt. Das Europa des Hitler-Stalin-Pakts war eine gemeinsame Produktion von Sowjets und Nazis.“

Einige zusätzliche Erklärungen von Timothy Snyder scheinen mir auch wichtig. In dem "Nachwort zur 6. Auflage" (aus der 7. Auflage) lesen wir, zum Beispiel:

(S. 412) "Ich war vor den Revolutionen von 1989, die den Kommunismus in Osteuropa beendeten, dazu angeregt worden, eine Dissertation in Geschichte zu schreiben. Mein Master-Studium begann 1991, wenige Wochen vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Russland war davor mein Hauptgebiet gewesen, und Polen wurde mein Hauptthema als Master-Student und Doktorand. Während ich meine Dissertation zu Ende schrieb und auch danach, lebte ich in Mittel- und Osteuropa. Ich wohnte längere Zeit in Warschau, Prag und Wien und reiste in die baltischen Staaten, nach Belarus und in die Ukraine. Besonders wichtig war die Zeit in Belarus und der Ukraine. Polen und Russland haben machtvolle Geschichten des Leidens, die auf Tatsachen beruhen. Belarus und die Ukraine sind im Westen weniger präsent, obwohl ihre Bewohner in den 1930er und 1940er Jahren tatsächlich mehr litten als die Bewohner Polens und Russlands.
Die Jahre des Lebens und der Zugreisen in Osteuropa halfen mir auch, die Geographie des Holocaust zu sehen. Ich entdeckte, dass die mysteriösen osteuropäischen Ortsnamen, die in Geschichtsbüchern falsch geschrieben wurden, zu realen Orten gehörten. Wenn amerikanisch-jüdische Freunde sagten, das Familien-Stetl gebe es nicht mehr, täuschten sie sich: Es war immer noch da, ohne die Juden. Was Juden in den USA 'Russland' nannten, war meist die Ukraine, manchmal Belarus oder Litauen. In den Nationalgeschichten osteuropäischer Länder waren die Juden an den Rand gedrängt worden. Es lag nicht nur daran, dass fast niemand mehr da war, um die jüdische Geschichte zu erzählen. Es lag auch daran, dass die Kommunisten es opportun fanden, an den ethnischen Nationalismus zu appellieren. Nach der Öffnung der Archive interessierten sich Historiker (und Öffentlichkeit) zuerst für die gerade zu Ende gegangene kommunistische Periode. Sehr viel weniger Aufmerksamkeit galt den 1930er und frühen 1940er Jahren. Mutige und kompetente Lokalhistoriker schrieben lokale Studien über den Holocaust. So wichtig sie waren, konnte die Geschichte des Holocaust doch nicht innerhalb eines einzigen osteuropäischen Landes geschrieben werden. Jede Nationalgeschichte war ohne den Holocaust unvollständig, wie diese Forschungspioniere erkannten. Der Holocaust selbst brauchte aber einen Rahmen, der die Nationalgeschichten zugleich enthielt und überstieg.
...
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts waren deutsche Juden zum Teil der Geschichte geworden. Ihre Perspektive war aber für den Holocaust als Ganzen atypisch und in mancher Hinsicht irreführend. Die Zahl der deutschen Juden war nicht sehr groß, und die meisten von ihnen überlebten. 97 Prozent der im Holocaust ermordeten Juden hatten nichts mit der deutschen Kultur zu tun. Deutsche Juden, die im Holocaust ermordet wurden, starben jenseits der Vorkriegsgrenzen Deutschlands an Orten wie Łódź, Minsk oder Riga. 'Der Osten' wurde eine Art mysteriöses Vakuum, wo nur Vergessen möglich war. Doch genau 'im Osten', nicht in Deutschland, hatten Juden seit Jahrhunderten in großer Zahl gelebt. Łódź, Minsk und Riga waren vor dem Krieg große Zentren jüdischen Lebens in Polen, Belarus und Litauen gewesen. Wie Orte jüdischen Lebens zu Orten jüdischen Sterbens wurden, lässt sich nicht ohne Quellen aus Osteuropa verstehen. (Textmarkierung von P.J.)
...
Wie konnten 14 Millionen Nichtkombattanten in so kurzer Zeit und auf einem so begrenzten Gebiet ermordet werden? Jede Mordkampagne ist an und für sich wichtig, und die Darstellung jeder einzelnen führt uns zu einem Bericht über dieses schreckliche Ganze. Mehr noch: etwas über jede von ihnen zu wissen, hilft uns, gemeinsame Muster zu erkennen. Nur wenn wir Beschreibungen von allen besitzen, können wir dem Ablauf der sowjetischen und deutschen Morde folgen - und Momente der Interaktion zwischen den beiden sehen. Es hilft, wenn man weiß, dass NS-Planer wussten, dass Sowjetpolitik 1933 eine schreckliche Hungersnot erzeugt hatte, denn dann verstehen wir, dass sie dasselbe anstrebten. Es hilft, wenn man weiß, dass die Ermordung polnischer Bürger in Katyn 1940 mit denselben Methoden und manchmal von denselben Männern ausgeführt wurde wie der Große Terror. Es hilft, wenn man weiß, dass die SS-Einsatzgruppen 1939 den Befehl hatten, die politische Elite Polens zu vernichten, bevor sie 1941 eine ähnliche Aufgabe in der Sowjetunion ausführten. Es hilft, wenn man weiß, dass die brutalen SS-Einheiten, die 1942 in Belarus Zivilisten unter dem Deckmantel der Partisanenbekämpfung umbrachten, 1944 nach Warschau geschickt wurden, um den Aufstand niederzuschlagen. Je mehr Teile wir zusammensetzen, desto näher kommen wir der Sicht auf das Ganze. Je näher wir der Sicht auf das Ganze kommen, desto näher kommen wir der Sicht auf uns selbst."

(S. 417) "Ich ging von einem Gebiet aus, das Hitler und Stalin kontrollieren wollten und wo ihre Maßnahmen die meisten Opfer forderten."

(S. 419) "Amerikanische Schulkinder lasen das Tagebuch der Anne Frank, aber niemand sagte ihnen, dass sie gestorben war, weil die USA ihrer Familie keine Flüchtlingsvisa gaben."

(S. 423) "Was sollen Amerikaner über den Holocaust wissen? Es scheint wichtig zu wissen, dass Hitler die Sklaverei und die Eroberung des Westens bewunderte."

(S. 424) "Je mehr Geschichte wir haben, desto weniger verwirrend wird die Gegenwart und desto klarer die Zukunft."

Ich hoffe, dass die neue Regierung Polen wieder auf den Weg der europäischen und weltweiten Demokratie führen wird. Die Blutspuren in den 'Bloodlands' werden erst dann austrocknen können, wenn Polen wieder, wie schon mehrmals in der Geschichte, ein Musterland für Europa und die Welt geworden ist.

Wird man je eine Weltformel finden?

https://www.spektrum.de/news/weltformel-wie-lautet-die-theorie-die-alles-erklaert/2176329

(Übersetzung aus: Scientific American, "Will Scientists Ever Find a Theory of Everything?", 2023; von Sarah Scoles)

[Fragmente ausgewählt von Peter Jakubowski]

Die Physik sucht eine vereinheitlichte Theorie. Wird sich diese auf die Grundprinzipien des Universums beschränken? Vielleicht gibt es eine Wahrheit, die wirklich alles erklärt.

Albert Einstein ist bekannt für seinen Haarschnitt, seine Relativitätstheorie und seine Überzeugung, dass die Begreifbarkeit der physikalischen Welt ein Wunder sei. Er meinte damit die Tatsache, dass der Mensch mit Hilfe von Wissenschaft, Mathematik und seiner eigenen Neurone physikalische Gesetze ableiten kann, denen das Universum zu gehorchen scheint.

Diese Gesetze erklären die Phänomene, die wir um uns herum sehen – dass Glühbirnen aufleuchten, dass Dinge der Schwerkraft folgen und herunterfallen sowie dass Atomkerne zusammenhaften und sich spalten lassen. Und sie helfen uns, künftige Ereignisse vorherzusagen – wie Kollisionen von Galaxien oder die Explosion von Sternen.

Einige Fachleute glauben, dass dieses umfassendere Verständnis auf einer Weltformel basieren muss, der »Theory of everthing« (englisch: Theorie von Allem): einem einzigen theoretischen Grundgerüst, das das Universum erklärt. Andere wiederum glauben nicht, dass das Universum so verständlich ist, wie Einstein vermutet hat. Aus ihrer Sicht ist die Suche nach einer solchen Weltformel Zeitverschwendung – weil es nicht möglich sei, sie zu finden.

Beide Seiten sind sich einig, dass der Mensch niemals eine Theorie von allem und jedem finden wird. Ganz gleich, wie erfolgreich eine Weltformel bei den Grundprinzipien des Universums sein mag, es ist unwahrscheinlich, dass diese jemals erklären kann, warum Sie lieber extra Essiggurken auf Ihrem Cheeseburger essen oder eine irrationale Angst vor Clowns haben. Wenn Personen poetisch von einer Weltformel schwärmen (oder sich darüber streiten), meinen sie etwas ganz Bestimmtes. »Es geht darum, alle Kräfte der Natur in einer einzigen Kraft zu vereinen«, sagt die Physikerin Katherine Freese, Professorin an der University of Texas in Austin.

Nicolaides und andere vertreten auch die eher pessimistische Ansicht, dass es zwar irgendwo da draußen eine Weltformel geben könnte – eine noch umfassendere als nach der physikalischen Definition –, der Mensch sie aber vielleicht nie finden wird. Und selbst wenn wir sie fänden, wäre »alles« immer noch nicht wirklich alles. »Wir könnten, zumindest im Prinzip, die Ursache aller Phänomene kennen, bis auf eines«, sagt er. »Die interessantesten Phänomene könnten wir weder kennen noch erklären: Warum gibt es etwas und nicht nichts, warum gibt es überhaupt eine Natur oder warum gibt es diese Natur mit diesen Gesetzen? Die Wissenschaft kann diese Fragen nicht beantworten.«

Würde eine Weltformel überhaupt etwas verändern?

Forscher und Forscherinnen werden zweifellos weiterhin versuchen, sich einer Vereinheitlichung zu nähern. »Der Ansatz, den Physiker für das Universum gewählt haben, lautet: vereinfachen, vereinfachen, vereinfachen«, sagt Freese. »Wenn man sich da draußen umschaut und sieht, dass ›der Wind dies tut‹ und ›der Stuhl das macht‹, und man das alles mit einer einzigen Gleichung beschreiben kann, dann hat man schon etwas erreicht. Damit lassen sich Vorhersagen treffen, was alles andere tun wird.« Das hat zu vielen großen Fortschritten in der Geschichte geführt.

Sollten Physiker jemals eine Weltformel finden, könnten die daraus resultierenden Fortschritte vielleicht den Lauf der Menschheitsgeschichte tief greifend verändern. Vielleicht aber auch nicht: Vielleicht würde eine Weltformel nur bahnbrechende Erkenntnisse für die Bereiche bieten, die so weit von der menschlichen Erfahrung entfernt sind, dass sie für das tägliche Leben keine Rolle spielen. Freese jedenfalls bleibt optimistisch: »Eine Weltformel würde die Dinge so verändern, wie es große grundlegende Fortschritte immer tun«, sagt sie. »Man weiß nicht, wie die Veränderungen aussehen könnten, bis man am Ziel ist« – und das ist natürlich etwas, was die Physik nicht vorhersagen kann.

Ir8. Eine Weltformel ist schon längst gefunden worden

"Spektrum der Wissenschaft" (die deutsche Übersetzung von "Scientific American") hat vor kurzem einen Artikel veröffentlicht, mit dem Titel: »Wird man je eine Weltformel finden?«, und eine Möglichkeit vorbereitet, um direkt darunter einen Leserbrief zu formulieren.

(Die von mir ausgewählten Fragmente aus diesem Artikel kann man hier nachlesen: Aus dem Spektrum_Artikel).

Am 9 September 2023 habe ich diese vorgeschlagene Möglichkeit wahrgenommen und den folgenden Text an die Adresse der Redaktion geschrieben:
An: leserbriefe@spektrum.de

Anmerkung zum Artikel »Wird man je eine Weltformel finden?«

Sehr geehrte Redaktion,
ich habe eine Anmerkung zum Artikel »Wird man je eine Weltformel finden?«,
aufrufbar unter
https://www.spektrum.de/news/weltformel-wie-lautet-die-theorie-die-alles-erklaert/2176329

Solche universelle Formel ist bereits seit einigen Jahren bekannt, und veröffentlicht worden (zum Beispiel in meinen Büchern: https://naturics.info/andere-wichtige-buecher/. Bei meinem Besuch in Ihrer Redaktion (auch schon mehrere Jahre zurück) habe ich Sie über diese Forschung informiert. Jetzt ist sie abgeschlossen, aber noch ziemlich unbekannt, weil auch Sie es nicht wahr haben wollen (oder können?).

Es ist schade um die immer weiteren Generationen von jungen Menschen, die die traditionelle Physik studieren, ohne diese wichtige Neuerung kennen zu lernen. Ich würde mich freuen, wenn sich jemand bei Ihnen die Mühe gibt, den ersten Schritt in die Zukunft der Wissenschaft zu machen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Peter Jakubowski
Düsseldorf, 09.09.2023

Heute ist der 27 September. Bis heute habe ich keine Antwort aus der Redaktion erhalten. Es ist wirklich Schade, weil es immer noch Menschen gibt, die sich für Wissenschaft interessieren, und "Spektrum der Wissenschaft" lesen. Dadurch entsteht eine Verpflichtung des guten Journalismus, auch über die neuen, weniger bekannten Entwicklungen in der Wissenschaft zu berichten.

Über meine Weltformel können Sie im Abschnitt 4.2 meines Buches "Universale Philosophie des Lebens") nachlesen. Eine kürzere Version der entsprechenden Beschreibung (aus dem Buch "Ich, Du, und Wir Alle") ist hier zum Lesen bereit: Auszug aus "Ich, Du, und Wir Alle".

Insgesamt, ist es ein weiterer Irrtum der "Traditionalisten" zu glauben, dass man durch Schweigen den Fortschritt verhindern kann.

U29. “Abschied ist ein scharfes Schwert”

Vor einigen Tagen ist der Deutsch singende Engländer, Roger Whittaker, im Alter von 87 Jahren gestorben. Eines seiner bekanntesten Lieder trägt den Titel, den ich für diesen Beitrag übernommen habe ("Abschied ist ein scharfes Schwert").

Egal wie hart man "im Nehmen" zu sein scheint, der Abschied von den lieb gewonnenen Familienmitglieder, Freunden, oder auch Haustieren, fällt immer schwer. Man kann sich selten auf einen "Abschied für immer" vorbereiten. Andererseits, jedes Lebewesen (auf den Stufen über den Bakterien) muss irgendwann sterben. Gibt es dazu keine Prognose, keine Vorhersage? Leider nicht.

Aber ...

Es gibt doch eine Möglichkeit, die speziellen Zeitabschnitte in jedem Leben zu benennen, in denen das Sterben deutlich wahrscheinlicher wird als sonst. Der Energieverbrauch durch einen Organismus ist nicht jeden Tag der gleiche. Dieser Verbrauch ändert sich periodisch, in regelmäßigen Abständen, in den Perioden einer Kosmischen Uhr, die einen kosmischen Takt für alle Geschehnisse im Universum vorgibt. Diese Uhr kann man sich so, wie es der untere Diagramm zeigt, vorstellen.

Eine kosmische Stunde der Stufe 1 dauert 7.584 Jahre (etwa 7 Jahre und 7 Monate). Die entsprechende Stunde der Stufe 2 dauert 92.1 Jahre, also 12.1428 mal länger. Diese Skalierungsfaktor 12.1428 ist für die ganze Uhr (und für das gesamte sichtbare Universum) immer gleich. Verlängern wir also die kosmische Stunde der Stufe 2 noch sieben mal um den gleichen Faktor, errechnen wir die längste Stunde der Kosmischen Uhr, Stunde der Stufe 9 (ein voller Umlauf des Zeigers 8 der oberen Uhr), welche die Erde selbst erlebt. Diese Stunde dauert 3584.6 Millionen Jahre. Am Anfang dieser Periode hat die Erde ihren Mond "bekommen" und die Evolution des Lebens auf ihr hat begonnen. Wie wir auf dem unteren Diagramm sehen, der Anfang dieser laufenden kosmischen Stunde der Stufe 9 hat vor 3506.673 Millionen Jahren statt gefunden. Das bedeutet, heute geht schon diese Stunde ziemlich bald zu Ende. In weniger als 78 Millionen Jahren wird unser Sonnensystem, wie wir es heute kennen, nicht mehr existieren; es wird "sterben".

Das ist aber nicht das Thema dieses Beitrags. Was uns heute interessiert, ist dieser energetische Verlauf einer jeden kosmischen Periode, auch der Perioden der Stufen 2 und 1.

Das bedeutet, dass unser Körper am effektivsten mit seiner Umgebung (im Endeffekt - mit dem Universum) am Anfang jeder Stunde 2 unseres Lebens interagiert (also bei unserer Zeugung und Geburt), und auch am deren (theoretischen) Ende, 92.1 Jahre später. Wenn diese Interaktion für unseren individuellen Körper zunehmend zu anstrengend wird, sterben wir früher, am häufigsten am Ende einer früheren Stunde der Stufe 1. Den theoretischen energetischen Verlauf eines Lebens der Stufe 2 stellt das folgende Bild dar.

Ausgerüstet mit diesen Informationen um das Leben unserer Liebsten, können wir mindestens die Perioden des erhöhten "Risikos" für das Sterben jeden Einzelnen von ihnen festlegen. Zum Beispiel, meine kritischen Punkte des Lebens sehen so aus:

Im April 2022 habe ich meine zehnte kosmische Stunde der Stufe 1 noch glücklich überlebt. Ich kann natürlich auch morgen oder übermorgen sterben, aber die nächste Periode der erhöhten Wahrscheinlichkeit dafür kommt für mich erst im Herbst 2029. Das beruhigt mich irgendwie. Da habe ich noch Zeit für einige mehr von solchen Beiträgen für meinen Blog. Und ich habe auch noch Zeit zum Nachdenken, von wem besonders möchte ich noch persönlich meinen Abschied nehmen, oder auch wem möchte ich so einen Abschied ermöglichen. Solche Überlegungen sind wir uns, besonders im Kreise der uns nahe stehenden Menschen (und Haustieren), gegenseitig schuldig, meinen Sie auch nicht so?